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MICHA WILLE -

you: don ́t you want to make people happy? 
me: no, I want to make people jealous.
you: you don ́t really mean that.
me: watch me.

24.06. − 10.08.2023

Eröffnung: 23.06.2023, 19 Uhr

Öffnungszeiten: Do/Fr 16–20 Uhr, Sa 12–16 Uhr und nach Vereinbarung

kuratiert von Eric Beier

Rahmenprogramm

EIN GESPRÄCH ÜBER FIGURATION UND HUMOR IN DER KUNST

Micha Wille im ZOOM- Interview mit dem in New York/ Berlin arbeitenden
Kurator Charles P. Kipplatzer-Swift, NOV. 2020

In deinem Interview mit eSeL-Lorenz Seidler bei der Vienna Art Week 20 hast du gleich eingangs festgestellt, dass das Gegenteil von seriöser Kunst nicht witzige Kunst sei, sondern lausige Kunst- wie kam es dazu?

Ja, das hat sich gut ergeben das mal rauszuposaunen, ein paar Slots vor mir war ein Künstler dran, ließ von einem replacement seine Arbeiten vorstellen – Karikaturen und Malerei – eigentlich wurde ihm die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Humor gestellt – er hat sie aber nicht beantwortet – und er hat neben seinen Karikaturen eben auch noch abstrakte Malerei gezeigt – das fand ich schon äußert interessant, dass jemand der sich schon auch beruflich an den Humor traut, dann sagt: und ich mach auch noch seriöse Malerei und die ist dann aber abstrakt – für mich eine exemplarisch feige wie falsche Entscheidung.

Sofort ist klar: – das sind jetzt so basale Beobachtungen – Humor scheint irgendwie an Figuration gekoppelt und an linguistisches Material (Sprache) – no na – weil ja eben beide bedeutungsgenerierende Systeme füttern – und dann wirds schon heikel weil man merkt: FUCK: ist megaschwierig – dass es nicht banal wird – weil man eben sofort im Bereich der Referentialität/ bzw. der arbiträren Referentialität feststeckt.

Das empfinde ich genauso – hinischltich des Humors müssen wir noch reden, aber eben – schon allein die Figuration als formale Entscheidung ist für mich gegenwärtig auch mit dem Problem des fehlenden knowhows über Referenzsysteme und deren Wirkung verbunden: es gibt sehr wenige, die eine interessante figurative Arbeit setzen können – warum glaubst du ist das so?

Naja – da gibt es mehrere Vermutungen meinerseits: in erster Linie ist es sicher auch das von dir erwähnte fehlende Wissen über sets of references/ über Zeichen/ und über die Verschränkung von Bild und Theorie – dann kommt sicher noch dazu, dass man handwerklich schon einiges durch haben muss, um seine eigene Figuration zu handeln: das heißt – ich lerne anfangs zwar mit der Hand zu tun, was das Auge sieht – aber dabei darf es good lord! nicht bleiben – urfad wenn du mich fragst, und so muss diese Verbindung, die rein dem Handwerk/ dem Zeichnen als tool geschuldet sein sollte, überwunden werden: dann geht’s erst richtig los und du musst anfangen abzubilden, was
dein inneres Auge sieht – hier kommen schon Mikro- und Makro-Narrationen und hoffentlich Poly-Referentialität ins Spiel – auch Intertextualität, die ich mir aus der Literatur in die Kunst hole – jetzt wird nicht nur mehr aus der Figur am Bild her abstrahiert, sondern auch im Kopf.

So – und wer hier nichts beisteuern kann zu gegenwärtigen Diskursen, wer hier nicht im backflip mit dem Snowboard über den Mercedes springt und der Chose dann einen saftigen Kinnhaken reinwürgt – der hat hier nichts mehr zu suchen.

So streng siehst du das?

Ja, wenn du es streng nennen willst – ich frage mich halt schon immer wenn ich ein Bild sehe, ob es
notwendig ist, es gemalt zu haben – haut es mich um? – bringt es mich zum lachen? – beantwortetes mir eine Frage zu thought and culture? – ist es handwerklich so interessant, dass ich seine Zeit- genossenschaft ablesen kann? Die wenigsten Bilder halten dem stand – darum wieder – gut gemachte Figuration ist der Gewinner in der artworld – jetzt haben wir den Humor wieder vergessen...

Gib mir ein paar Gewinner names, deren Umgang mit Figuration du gut findest.

Ursula Susanne Buchart ist rich and funny, du hast ja eh in einem tollen Text über ihre Arbeit schon
angemerkt wie smart sie mit der figurativen Geste spielt – sie zitiert nämlich auch Malerei – interne
figurativ getriebene Genres, wie eben das Portrait und verwurstet das dann erst mit (POP-) kontextuellen Bits – super, diese Verschränkung bringt einen sehr uniquen humorigen sound rein.

Dann – Rene Schoemaker möchte ich auch mindestens eine Humorebene in seinen implementierten
Narrationen unterstellen, Adrian Ghenie ist formal witzig. und dann kommt natürlich Ashley Hans
Scheirl als eine ganz große Nummer – die liebe ich – für die man innerhalb der Malereitheorie noch
viel neu denken muss – auch ein konsequentes Bekenntnis zu Humor. Die, die eh jeder schon mal
im Museum gesehen hat – Bacon, Condo, Guston und Hockney: die haben schon ganz früh vorge-
macht wie Figuration und Möglichkeit zusammenhängen – die liebe ich auch. Bei den genannten
empfinde ich aber tatsächlich eine Art Kohärenz im Umgang mit ihrer Entscheidung, wie man
Figuration nicht ins Banale kippen lässt, und dazu gehört eben nicht die bloße Abbildung –
hyperrealistisch (ausser Schoemaeker – ders halt kann) schon gar nicht – dazu gehört eine zu-
grundeliegende Erzählung/ ein Kommentar, die oder den man dann in seine eigene Sprache
übersetzt und wiederum ins Bild übersetzen kann. Das Manöver kann eben Humor sein – das kann
Geschwindigkeit sein, das kann Ironie – auch in der Palette – sein, es muss immer smartness dabei
sein – oder alles gemeinsam. Man darf hier die Zügel nicht aus der Hand geben, und doch müssen
da genug Ebenen aufgemacht werden, um die Betrachterin auf mindestens einer Ebene entlanglesen
zu lassen.

Gelingt das nicht, kann ich als Betrachterin mir einfach das Bild nur rechnerisch kompositorisch
anschauen: ah, da ist eine Kühltruhe und da ist ein whatever und da ist das nächste xy – dann hat die
Figuration meiner Meinung nach versagt – eine Komponente im Bild darf NIE die andere Komponente im Bild alleine legitimieren – die muss einfach legitimiert sein durch das gesamte Bild.

Kochen ist ja auch nur another form of decomposition, aber du gibst ja auch nicht die Zwiebel rein
weil du die Karotte reingibst, sondern du gibst BEIDES rein, weil du eine Suppe machst.

Du hast jetzt eben postuliert, dass Humor an die Paradigmen von Sprache und Figuration
geknüpft ist – was ist mit der Abstraktion? Wohin tun wir die?


Abstraktion ist unglaublich schwer in ihrer Mache – die Leute unterschätzen das total – aber sie ist
perzeptionsfreundlich – sie kann alles und nichts sein, das kommt dem Dekowunsch der Leute sehr
entgegen. Wenn man es jetzt formal aufzieht, finde ich die abstrakt/ figurative Einteilung sehr ob-
solet: Figur ist zwischen Linien gepresste Fläche – mit halb geschlossenen Augen sieht jeder
Caravaggio aus wie ein abstraktes Bild. Again: ich sehe die Unterscheidung tatsächlich nur relevant
für die Perzeptionsseite: die Leute sehen in der Darstellung von halbwegs Konkretem etwas
Konkretes – das ist trivial. Und gerade darum ist es so unsagbar langweilig, oft...

Im Sprechen über Malerei stellst du immer wieder Vergleiche zur Literatur her – kommst du
vielleicht daher auch auf das Langweilige? – weil du dir PLOT erwartest??


Gute Frage – ich spiels mal durch – der Plot in der zeitgenössischen Literatur lenkt ja oft von der
unsäglichen Banalität und Kraftlosigkeit der Sprache ab – oder überhaupt vom FEHLEN der
Sprache – bizarr vollgestopfte Plots müssen diese Mankos stemmen – dass sprachlich nicht viel dazu sein scheint – ich denke an sprachliche Meister wie Proust oder Gogol, Bellow, Jelinek, und
Deborah Levy – die inhaltlich keine twists every second auswerfen müssen, weil ihre Sprache selbst
schon einen Großteil des Werks konstituiert – wieder Adrian Ghenie – das muss man können. Das
scheint mir so zu sein, hier wie dort: wenn die formalen Eigenheiten der Sprache oder Malerei
passen und etabliert sind – und dann noch ein Inhalt dazu kommt – mindblowing! – aber wenn nur
Inhalt ist, denk ich mir gerade, dann muss es auch nur Schrift sein am Bild – dann lass ichs viel-
leicht gelten, aber sonst... Und dann natürlich: kaum Inhalt mit schlechtem Handwerk – da ist einem
der Blick ins kahle Tal ja lieber...

Kommen wir zum Humor zurück - wie wichtig ist der für dich in der Kunst?

Humor ist für mich eines der wichtigsten Manöver – neben FORZA – um meaning einzubetten und
zu vermitteln: wenn man über etwas lacht, hat man es doch im besten Fall verstanden oder? Es ist
sozusagen: Bedeutung durch die Hintertür – den in the face edukativen Scheiss braucht kein
Mensch...

Ich finde es schräg, dass eben so viele keinen Humor in der Kunst haben oder haben wollen – die
Werke nicht und die Künstlerinnen schon gar nicht – das wundert mich immer.

Man kennt es ja eigentlich aus dem Film auch sehr – von Komikern, dass dieses Genre eines der
schwersten ist – ich sehe, dass sobald es in der Kunst theoretisch sein soll, der Humor abhanden
kommt – ich kenne viele Künstlerinnen, die lustig sind mit ihrer Arbeit aber deren Ansatz ist dann
eben: ich mache das weil ich es lustig finde – und die lehnen dann oft das Konzeptuelle ab.

Ich möchte mehr von beidem: Humor im Konzept. Die Bildhauerin Catharina Bond ist sicher eine,
die das durch und durch bringt- wie alle obig genannten . Ich für meinen Teil jedenfalls will die
Kunst nicht den Humorlosen überlassen: diese allmähliche Entwöhnung des Humors in der Kunst
ist wie ein verdampfender See – du merkst es nicht währends passiert – but one day all the fish are
dead!!!!!

Ich hab Kippenberger vergessen. Kill me now

RAHMENPROGRAMM

 

24. Juni | 11 Uhr

Micha Wille und Ursula Susanne Burchart im Gespräch

 

1. Juli | 12 –16 Uhr

Kreativworkshop für Kinder von 3 bis 99 mit Nadine Wölk

 

24. Juli | 19 Uhr

Autorenlesung Kolja Reichert

„Kann ich das auch? 50 Fragen an die Kunst“

gemeinsam mit der Internationalen Dresdner Sommerakademie, im Riesa e.V., Wachsbleichstraße 4a

 
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