VALENTÝNA JANŮ –
LEAVING HOME, GOING OUT
—
17.07.–28.08.2022
Eröffnung: 16.07.2022, 18 Uhr
Die Installationen und Filme von Valentýna Janů sind gleichermaßen hoffnungsvolle Erzählungen wie reflektierte Essays. Sie behandeln elementare Fragen und Problemstellungen des Lebens aus einer sehr persönlichen Perspektive und begegnen der Welt dabei mit größtmöglichem Optimismus und Verve. Dementsprechend entzückend und nahbar ist auch die Anmutung der Arbeiten selbst. In szenischen Arrangements, in die sie mitunter auch filmische Werke einbettet, inszeniert Janů Textilien, Glasobjekte und Kleinmöbel als Kostbarkeiten. Diese Assemblagen erzeugen in ihrer Zusammenstellung immer mehrere sinnbildhafte Ebenen und rekurrieren auf übergeordnete Zusammenhänge.
So verhält es sich auch in der ortsspezifischen Installation „Leaving Home, Going Out“, die Janů im Schaufenster des Kunstvereins Dresden präsentiert und in der sie mühelos mit weiblich konnotierten Gegenständen und Wirkungsbereichen spielt. So gewährt sie uns im linken Fenster einen Blick auf einen extravagant geformten Esstisch, auf dem wiederum eine Reihe leerer Vasen zur Schau gestellt ist, die derart schief sind, dass sie fast zu kippen scheinen. Das Möbel selbst ist mit Spiegelfacetten verkleidet, die üblicherweise für Discokugeln verwendet werden. Mit nonchalanten Gesten entwirft die Künstlerin so ein von außen einsehbares Interieur, in dem sich privater und öffentlicher Raum ästhetisch überschneiden.
Das rechte Fenster ist mit einer textilen Komposition ausgestaltet, deren mögliche Lesarten wohlgezielt sind. Es könnte eine Gardine, eine leichte Decke oder womöglich auch ein mit einem Tischtuch verhüllter Küchentisch sein, auf den wir in der Draufsicht schauen. In diese suggestive Collage aus kariertem Gewebe ist ein Ausschnitt eingelassen, eine Art Fenster, das nicht nur in unseren Blick, sondern auch unsere gedanklichen Bewegungen neuerlich ins Innere lenkt.
Indem sie hier Heimtextilien hinter der Glasfassade des Ausstellungsraums groß in Szene setzt und einem angedeuteten Wohnsetting mit einfacher Symbolik Disco-Grandeur verleiht, vollzieht Janů zweierlei: Sie verwebt Innenleben und Außenwelt, Häuslichkeit mit Abenteuer und veruneindeutigt so zugleich die – insbesondere geschlechtsspezifischen – Vorstellungen und Zuschreibungen, die mit diesen verschiedenen Sphären menschlicher Existenz und gesellschaftlichen Lebens einhergehen. Was Valentýna Janů mit der Installation „Leaving Home, Going Out“ entwirft, ist ein Raum ganz für sich, zu dem sie nur den Figuren im Schaufenster, gezeichnet von Martin Groch, Zutritt gewährt. Es ist ein Raum, der hier physisch zwar verschlossen bleibt, den wir aber, wenn wir es versuchen, in uns finden können: ein Ort des Loslassens und Selbstseins, ein Ort, an dem wir uns mit der Welt um uns herum übereinbringen können, ein Ort, der gleichermaßen Diskothek und Zuhause ist.
—
Die Präsentation im Kunstverein Dresden ist Janůs erste Ausstellung in Deutschland und wird von einer Playlist, abrufbar bei Apple Music und Spotify, begleitet. Valentýna Janů (geb. 1994) studierte Fotografie an der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Darstellenden Künste Prag (FAMU) und anschließend Intermediale Kunst an der Akademie der Bildenden Künste Prag. Sie hatte unter anderem Einzelausstellungen in der Galerie Lítost (Prag, 2021), der Nationalgalerie Prag (2018) und der Fait Gallery (Brünn, 2018). 2021 wurde Janů mit dem Jindřich-Chalupecký-Preis ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet in Prag.
Kurator: Nico Karge
Gefördert durch die Landesdirektion Sachsen, die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, und die Gerhard Bürger Stiftung. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Mit freundlicher Unterstützung der Glasmanufaktur Harzkristall.